In der Schweiz werden wohl viele unnötige Operationen durchgeführt. Ohne Kenntnisse der Einzelfälle und ohne das entsprechende Fachwissen ist es aber nahezu unmöglich zu erkennen, welche Eingriffe nötig sind und welche nicht. Am Besten wissen es die Leistungserbringer. Genau diese verdienen aber auch bei jedem unnötigen Eingriff mit, was entsprechend zu falschen Anreizen führt.
An einem konkreten Beispiel lässt sich aber das Verhalten und der Steuerungsbedarf gut nachvollziehen: Die Schweizerische Akademie der Medizinischen Wissenschaften hält fest, dass Kniespiegelungen bei nicht-unfallbedingten Meniskusschäden keinen Zusatznutzen für die Patienten bringen. Dennoch wird dieser Eingriff in der Region Basel oft durchgeführt. Ich wollte deshalb vom Regierungsrat wissen, wie viele dieser Eingriffe in Basel-Stadt durchgeführt werden. Heute hat der Regierungsrat seine Antwort publiziert und sie ist erhellend bis erschreckend.
Bei der Anzahl Kniespiegelungen liegt der Kanton Basel schweizweit im obersten Viertel:
Getrieben werden diese Fallzahlen durch die Merian Iselin Klinik. Sie hat 620 Kniespiegelungen im Jahre 2016 durchgeführt, also 92% der insgesamt 677 Eingriffe im Kanton Basel-Stadt. Obwohl die Akademie der Medizinischen Wissenschaften diese Eingriffe als unnötig bezeichnet, scheut sich die Merian Iselin Klinik nicht, diese Eingriffe immer wieder zu vollziehen. Auch wenn der Nutzen für Patienten nicht gegeben scheint, können das Spital und die Chirurgen damit Geld verdienen, zulasten der Krankenversicherungen, des Kantons und der Prämienzahlerinnen. Auch im Kanton Baselland wurde dieser Eingriff 674 mal durchgeführt. Leider werden im Baselbiet die Fallzahlen pro Spital nicht dargelegt. Angeboten wird der Eingriff im KSBL, der Hirslanden Klinik Birshof, der Rennbahn- und der Ergolz-Klinik. Auch im Spital Dornach wird dieser Eingriff 112 mal an Patientinnen aus Basel-Stadt und Baselland durchgeführt.
Der Regierungsrat verweist bei den ambulanten Eingriffen auf die Bundesverordnung, da er in diesem Bereich keine Kompetenz habe. Bei den stationären Eingriffen hingegen hätte das Gesundheitsdepartement diese Steuerungsmöglichkeit mit der Spitalliste, es nutzt sie aber nicht. So bezahlt der Kanton Basel-Stadt für diesen Eingriff jährlich 1,2 Mio. Franken. Alleine die Merian Iselin Klinik dürfte somit über 1 Mio. Franken vom Steuerzahler für seine Kniespiegelungen erhalten. Und auch der Kanton Basel-Landschaft könnte wohl ungefähr den gleichen Betrag alleine bei diesem Eingriff sparen.
Bei der steigenden Prämienlast sind solche unnötigen Millionenausgaben unverständlich. Es ist an der Zeit, dass der Bund und die Kantone dieser Geschäftspraxis der Spitäler ein Ende bereiten.
P.S.: Ich habe bei der Merian Iselin Klinik nachgefragt, weshalb sie diesen Eingriff so oft durchführen. Sobald ich die Antwort erhalte, werde ich diese hier publizieren.
Nachtrag vom 19. Dezember 2017: Obwohl ich telefonisch nochmals nachgehackt habe, hat mir die Merian Iselin bis heute nicht auf meine Fragen geantwortet.
Medien: Bericht in der Schweiz am Wochenende, Bericht in der Tageswoche